Montag, 10. Juni 2013

Licht und Schatten

Es ist mal wieder vollbracht: gestern habe ich meine zweite Mitteldistanz im Kraichgau gefinisht.
Der Tag begann nicht ideal, schon beim Frühstück fing es an zu regnen und bei der Fahrt ins Kraichgau war offensichtlich: Gewitterfront. Leider war es im Kraichgau am Hardtsee nicht besser, der Himmel dunkel, jede Menge Wasser von oben und echt frisch. Der Veranstalter verkündete eine einstündige Verschiebung des Schwimmstarts und zudem, dass die Gewitterfront laut Wetterdienst wohl bis dahin weiterziehen wird. An eine Rennabsage wollte ich gar nicht erst denken. Während ich in der Wechselzone meinen Wechselbeutel und mein Rad vollends gerichtet habe, checkten schon viele Athleten ihr Rad wieder aus, um unverrichteter Dinge wieder nach Hause zu fahren, weil es doch ziemlich hart ist, bei derartigen Regenschauern stundenlang Rad zu fahren und zu laufen.
Ich hatte jedoch entschieden, das Rennen zumindest zu starten, da ich die Hoffnung hatte, dass der Veranstalter mit seinem Wetterversprechen Recht behalten sollte. Außerdem hätte ich unterwegs immer noch abbrechen können, wenn es gar nicht gegangen wäre. Ob in der Ergebnisliste bei solchen Bedingungen ein DNF (did not finish) oder ein DNS (did not start) steht, ist dann auch egal. Außerdem hatte ich mich auf den Tag gefreut und die Aufregung in der Woche davor sollte auch nicht umsonst gewesen sein.
Aber wie jedes Jahr hat das Kraichgau einen Pakt mit dem Wettergott geschlossen: Pünktlich zum Schwimmstart hatten sich sowohl Gewitter als auch Regen verzogen - zum Glück. Das Schwimmen lief gut, schon nach 39:46 Minuten war ich aus dem Wasser - über 3 Minuten schneller als letztes Jahr. Beim anschließenden Radfahren hatte ich wie erwartet große Probleme - ab Kilometer 50 hat sich das schlechte Radtraining bemerkbar gemacht und so habe ich 7 Minuten länger gebraucht als letztes Jahr. Aber ich habe auch was gelernt:

1.) zwei volle Trinkflaschen, wenn man beim Radfahren sowieso nicht viel trinkt, sind völlig unnötiger Ballast. Mir fiel erst nach dem Wettkampf ein, dass ich tatsächlich zwei unnötige Kilo spazierengefahren habe - und mein Rad ist sowieso nicht gerade das Leichteste. Überall stehen Container, da hätte ich wenigstens eine der Flaschen reinwerfen können.

2.) ein Riegel und ein Schluck Cola-Schorle ist definitiv zu wenig für die komplette Radstrecke, vor allem, wenn man keine Gels zu sich nimmt. Ab Kilometer 50 hatte ich richtig Hunger. Und Hunger ist auf solchen Distanzen ein schlechter Begleiter. Ich muss mir dringend eine Wettkampfnahrungsstrategie einfallen lassen, denn auf die üblichen Gels, Riegel und Isogetränke reagiert mein Darm ziemlich ungehalten.

3.) Harnverhalt tut nur am Anfang weh. Nach drei Stunden auf dem Rad ist da unten eh alles taub.

4.) Nein, eine volle Blase ist kein Flüssigkeitsspeicher für den Körper. Hätte ja sein können.

Jedenfalls war die Radleistung enttäuschend, ich hatte schon gedacht, dass ich wenigstens ungefähr so "schnell" fahren kann wie letztes Jahr.
Auf der Laufstrecke ließ sich meine volle Blase dann leider nicht mehr ignorieren und ich musste nach den ersten 3 km erst mal auf die Toilette. Ab da muss ich sagen, ging es mir körperlich einwandfrei. Für das Laufen habe ich mir dann noch ein Gel gegönnt, in der Hoffnung, dass dies für meinen Darm noch gerade so im Toleranzbereich liegt. Aber: keine Magenkrämpfe (zum Glück hatte ich auf den ganzen Energy-Scheiß bis auf den Riegel und das Gel verzichtet), keine Rückenschmerzen, nicht mal die Beine haben mir wehgetan. Sie waren zwar müde, aber von Schmerzen wie im letzten Jahr kann gar keine Rede sein. Für 7 Kilometer hatte ich eine sehr nette Laufbegleitung, da wir zu dem Zeitpunkt beide das gleiche Tempo hatten, sind wir nebeneinander gelaufen und haben uns die ganze Zeit unterhalten. Das war prima, weil ich abgelenkt war und ich voll in meiner Komfortzone gelaufen bin. Schlecht war, dass ich definitiv weit unter meinen Möglichkeiten gelaufen bin, denn wer reden kann, hat Reserven. Ab Kilometer 11 musste ich dann allein weiterlaufen, weil er mein Tempo nicht mehr halten konnte, schade. Ich bin aber meinen Stiefel weitergelaufen - ich weiß nicht, was los war, aber ich konnte mich überhaupt nicht zu einer Tempoverschärfung motivieren, obwohl das trotz Hunger bestimmt drin gewesen wäre. Aber schon ab der zweiten Hälfte der Radstrecke war mental "die Luft raus", meine Zielzeit war mir auf einen Schlag egal und das sollte sich auch nicht mehr ändern. Abzüglich meiner Toilettenzeit war ich beim Laufen genauso schnell wie letztes Jahr, mit dem Unterschied, dass ich mich körperlich nicht so quälen musste - trotz fehlender Kohlenhydrate.

Der Zieleinlauf nach dem gelaufenen Halbmarathon war wie letztes Jahr einmalig, mir ist es eiskalt über den Rücken gelaufen - und das obwohl ich mich über die letzten 4 Wettkampfstunden mental so "leer" gefühlt habe. Da kamen dann auch die Emotionen hoch und ich konnte es voll genießen, trotz der 6:57:05 h, die auf der Uhr standen. Ich habe noch einige Damen hinter mir in der Ergebnisliste stehen,  von denen abgesehen, die wegen des Wetters nicht angetreten sind oder das Rennen abbrechen mussten. Ich bin froh, dass ich es durchgezogen habe, obwohl mir morgens bei dem Wetter noch anders zumute war.

Fazit: Ohne Ernährungsstrategie wären auch an einem mental guten Tag keine 6:40h dringewesen, aber die Zeit vom letzten Jahr hätte ich gut unterbieten können, wenn ich mich nicht zu einem Schwätzchen auf der Laufstrecke hätte hinreissen lassen. Trotzdem bin ich froh, dass zumindest meine Muskeln heute nicht zu leiden haben, außer einem leichten Muskelkater in den Oberschenkeln ist bis jetzt nicht viel zu spüren, das zeigt mir, dass meine Grundlagenausdauer echt top ist. Was mir fehlt, ist die Kraftausdauer auf dem Rad, aber das ist halt so.

Und wieder will ich mich bei meiner Familie bedanken: für das Verständnis und den geopferten Sonntag. Danke! Ich bin sehr froh über Eure Unterstützung, ihr glaubt gar nicht, wie sehr das hilft!






Mittwoch, 5. Juni 2013

Challenge - ich komme!

Es wird wieder ernst: am Sonntag starte ich bei der Challenge im Kraichgau. 
Ich bin zwar aufgeregt, aber wie beim letzten Mal auch einfach gespannt, wie es für mich laufen wird und ob ich mich verbessert habe. Ich habe nicht genau nachgerechnet, aber auf alle drei Disziplinen zusammen gerechnet dürfte ich mindestens gleich viel, wenn nicht sogar etwas mehr Zeit mit dem Training verbracht haben als letztes Jahr. Leider konnte ich den Schwerpunkt nicht dort setzen, wo ich es am Nötigsten gehabt hätte: dem Radfahren. Der lange Winter und der viele Regen hat nicht so viele Kilometer zugelassen wie ich es mir gewünscht hätte, denn als Mutter bin ich natürlich nicht ganz so flexibel mit dem Ausnützen von Schlechtwetterlücken. Dafür bin ich viel gelaufen, zwar meistens im Wohlfühlbereich, aber ich glaube, das war auch gut so: keine Verletzungen, Schmerzen oder Anzeichen von Übertraining.
Was mich am Sonntag als Erstes erwartet, ist das Schwimmen im Hardtsee bei aktuell 15,6 Grad Wassertemperatur. Das wird alles, aber kein Zuckerschlecken. Eigentlich habe ich beim Schwimmen soweit Form aufgebaut, dass ich die 1,9 km unter idealen Bedingungen unter 40 Minuten schwimmen kann. Ich befürchte aber, dass die Kälte meinen Muskeln sicher keinen Vorteil verschaffen wird. Zum Glück ist das Wasser aber für alle Athleten kalt, so gleicht es sich zumindest aus.
Das Radfahren wird für mich sicher hart, 90 km und über 1000 Höhenmeter, aber in erster Linie freue ich mich auf eine abgesperrte Strecke, die man ohne Rücksicht auf den Verkehr befahren kann. Und wer weiß, vielleicht kann ich im Vergleich zum letzten Jahr doch ein paar Minuten gut machen.
Lauftechnisch bin ich eigentlich fit, aber wie sich die fehlenden Radkilometer beim abschließenden Halbmarathon bemerkbar machen werden, kann ich gar nicht einschätzen. Auf jeden Fall würde ich schon gern etwas besser laufen als letztes Jahr. 
Alles in Allem denke ich, die 6:40h sind an einem guten Tag für mich drin, und das wäre schon über 10 Minuten schneller als letztes Jahr. Daran, dass ich überhaupt finishen kann, zweifle ich nicht wirklich. Wenn mein Material hält, bin ich mir zu hundert Prozent sicher, dass mein Körper mitziehen wird. 
Damit ich "Ergebnis-Frust" vorab ausschließen kann, habe ich mir sowieso mehrere Ziele gesetzt: 

1.) Ergebnis auf unter 6:40 h verbessern. Wenn das nicht möglich ist, dann
2.) Ergebnis vom letzten Jahr unterbieten
3.) wenigstens besser laufen als letztes Jahr
4.) wenigstens ohne Magenkrämpfe und Rückenschmerzen laufen
5.) schneller regenerieren als letztes Jahr, das ist auch schon was, weil es zumindest heißt, dass mein Körper die Belastung besser wegstecken kann. Und das obwohl ich ein Jahr älter bin als letztes Jahr ;-)
6.) finishen

Wenigstens eines dieser Ziele sollte erreichbar sein.
Wie letztes Jahr: online kann man die Challenge ab 9 Uhr mitverfolgen unter challenge-kraichgau.de
Meine Startnummer ist die 742, wieder kann man live tracken und meinen Zieleinlauf mitfeiern :-)